Dienstag, 21. Januar 2014

Gedanken zum Stück "Punk Rock" von Regisseur Boris C. Motzki


Foto: Wolfgang Detering




















I - ABSCHLUSS//
Eine Abschlussklasse spielt eine Abschlussklasse. Hier treffen sich die Welten von Schauspielern und Figuren. Die fünf Schauspielstudenten, die kurz vor ihrem Abschluss stehen, sowie die zwei Schauspielschüler, die diesen auch bald machen werden, spielen sieben Schüler, die kurz vor Ihren Abschlussprüfungen stehen. Wie halten Schauspieler, wie halten Schüler diesem Druck stand, inwieweit verschwimmen person und persona? Wie ist das Miteinander geprägt - regieren Neid und Konkurrenz, oder aber versucht man im Miteinander zu bestehen, kreatives Potenzial gemeinsam zu nutzen und zu potenzieren? Was kommt nach dem (scheinbar) geschützten Ausbildungsraum? Der Weg zum Erfolg, der bekanntermaßen steinig ist, oder aber Zweifel, Umkehr, Rückkehr - oder: Stagnation?
Diesen Fragen versucht die Inszenierung des Stückes PUNK ROCK mit der AK 14/1 der Tham auf der ersten Ebene nachzugehen.

Foto: Wolfgang Detering

Foto: Wolfgang Detering





















II - AMOK//
Columbine. Winnenden. Erfurt. Newtown. - Die traurige Liste von Städtenamen, die mittlerweile Synonym für Amokläufe geworden sind, läßt sich leider fortsetzen. Immer wieder überfallen uns Schreckensmeldungen von Amokläufen, meist an Schulen, unlängst aber auch im öffentlichen Raum wie im Kino. Und immer wieder stellt sich die Frage nach dem Warum?: Wie konnte das passieren? Wie konnte es soweit kommen? Sofort werden Gründe und Erklärungen gesucht, meist schnell werden diese in der Erziehung, im sozialen Verhalten, am Einfluss der Medien und deren expandierender Gewaltdarstellung festgemacht. Doch die Frage, warum ausgerechnet der eine zum Amokläufer wird, viele andere aber nicht, die vielleicht ähnliches erlebt haben oder ähnich geprägt sind, bleibt bestehen. Letzlich ist die Wissenschaft ratlos, wir sind ratlos, und das macht uns Angst  - zurecht. Denn trotz (oder auch: wegen?) aller zivilisatorischen Fortschritte kann der Mensch eines nicht: Sicherheit schaffen. So wie wir nie Kontrolle über unseren Tod erlangen werden können, werden wir auch nie Sicherheit für uns, für andere im Leben erreichen. Schon die Moderne erkannte das in Ihrem individuell geprägten Weltbild, so schrieb Schnitzler in seinem Stück PARACELSUS um 1900 bereits den zeitlos gültigen Satz: SICHERHEIT IST NIRGENDS.
Und dies ist die zweite Ebene von Stück und Inszenierung, denn PUNK ROCK nimmt ein tragisches Ende, es kommt zur Katastrophe, es kommt zum Amoklauf. Wir wollen uns diesem schrecklichen Phänomen nähern, ohne es erklären zu können, aber um ein Bewußtsein für die Unkontrollierbarkeit von Mensch und Leben zu schaffen.


Foto: Wolfgang Detering

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